Am 15.02.2014 traf ich Cornelius Hirsch.

cornelius hirsch

Beginn der Veranstaltung war um 19:00 Uhr


Link zu seiner Webseite: Cornelius Hirsch
Link zu seiner Facebookseite: Cornelius Hirsch

Link zu seinem Buch: der die Fremde kennt

Cover Roman der die fremde kennt

Für alle, die leider nicht dabei sein konnten, wurde das Interview sowie die wortgewandte Lesung auf meinem Youtube-Kanal "Sammet trifft..." veröffentlicht.

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Sammet trifft den Autor, Musiker, Regisseur und Künstler Cornelius Hirsch.
Das Multitalent wird aus seinem Roman "der die Fremde kennt" lesen und sich in einem Interview den Fragen seines Gastgebers sowie nach der Lesung den Fragen seiner Gäste stellen.

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Ein sehr interressanter Abend ging wie im Flug vorbei. Mein sehr Facettenreicher Gast, Autoren-Freund und -Kollege war gut vorbereitet und brachte reichlich Lesestoff sowie CD's zu seinen musikalischen Werken mit, die teilweise zwischen den einzelnen Lesungsabschnitten eingespielt wurden.

Hier zunächst das Interview, auch hier gilt, wie schon bei meinem vorherigen Gast, abgebildet wird das vorbereitete Interview.

M. Sammet: Wenn Du nur 5 Worte hast, um Dich selbst zu beschreiben. Was würdest Du sagen?

C. Hirsch: neugierig kritisch sinnenfroh wissbegierig schönheitssuchend

M. Sammet: Erzähl uns doch erst einmal, wer Du bist und woher Du kommst.

C. Hirsch: Ich bin Komponist, Autor, Regisseur, Bildender Künstler, Kunsttheoretiker aus München.

M. Sammet: Was ist für Dich das Besondere am Schreiben eines neuen Romans, wann kommen Dir die besten Ideen für eine neue Geschichte?

C. Hirsch: Das Schreiben einer Geschichte ist der phantastische Entwurf einer speziellen Situation, die über unsere tatsächliche Welt etwas aussagen kann. Die Ideen hierzu muss ich mir erarbeiten, die kommen nicht einfach so. Gerne arbeite ich aber in Cafés oder im Zug, wo um mich herum das Leben brodelt.

M. Sammet: Ein Buch zu schreiben erfordert einen gewissen Aufwand an Recherche. Wie handhabst Du es als Autor ein möglichst erfolgreiches Buch zu schreiben?

C. Hirsch: Bis jetzt sind meine Bücher nicht erfolgreich. Die Recherche ist dabei aber die gleiche, die ich für die Erarbeitung von wissenschaftlichen Erkenntnissen benötige.

M. Sammet: Wie planst Du als Autor den Tag, wann hast Du am besten Zeit zum Schreiben?

C. Hirsch: Zum Schreiben benötige ich eine gewisse Zeitspanne der Konzentration und des Ungestörtseins. Das ist oft während einer Zugfahrt gegeben.

M. Sammet: Welche Erfahrungen hast Du beim Schreiben eines Buches gemacht oder machen müssen? Wie reagiert Deine Familie/Umfeld auf Dein „neues Hobby“?

C. Hirsch: Meine häufigste Erfahrung war die, dass es meine Umgebung einfach nicht interessiert, was ich schreibe, sich nicht auf die Sachen tiefer einlassen will. Das Lesen von Neuigkeiten, die ja „nur“ von mir sind, ist zu umständlich oder anstrengend, also unterbleibt es unter irgend einem Vorwand. Das Schlimme ist eben, dass man mein Tun, solange kein internationaler und möglichst auch ein finanzieller Erfolg gegeben ist, eben als „Hobby“ abtut, während es doch ein Beruf ist.

M. Sammet: Es passiert beim Schreiben, dass man nicht weiter kommt, wenn irgendetwas blockiert. Wie gehst Du mit einer „Schreibblockade“ um?

C. Hirsch: Ich habe noch nie eine Schreibblockade erlebt. Meist ist es umgekehrt: Ich kann gar nicht aufhören damit und bin betrübt, daß niemand mehr von mir hören will.

M. Sammet: Gibt es auch Bücher, die Du nur gezwungenermaßen gelesen hast?

C. Hirsch: Gewisse Abhandlungen während meines Studiums waren reine Arbeitsliteratur, die wenig Spaß und oft auch wenig Erkenntnis gebracht haben.

M. Sammet: Wer ist für Dich der bedeutendste lebende Mensch?

C. Hirsch: Ich bin das natürlich selber, denn ohne mich könnte ich ja niemand anderen wahrnehmen.

M. Sammet: Was wünscht Du Dir für die Zukunft?

C. Hirsch: Für mich wünsche ich mir, daß meine Arbeiten eine größere Resonanz als bisher erleben dürfen. Das kann gerne auch nach meinem Tod geschehen.

M. Sammet: Wie viel autobiografischen Anteil hat Dein Geschriebenes?

C. Hirsch: Nur soviel, als dass auch ich, wie der Protagonist meines Romans, auf der Suche nach adäquater Ausdrucksform und Methode bin. Außerdem kenne ich die beschriebenen Situationen und Orte einigermaßen gut.

M. Sammet: Was bedeutet das Schreiben für Dich? Hat das Schreiben Dein Leben verändert?

C. Hirsch: Das Schreiben ist ein Teil meines Lebens, es hat es nicht verändert sondern bereichert.

M. Sammet: Hast Du einen bestimmten Tagesrhythmus, in dem Du schreibst, oder schreibst Du, wenn Dir danach ist?

C. Hirsch: Ich schreibe normalerweise, wenn etwas von mir verlangt wird, d. h. sobald ich die Gelegenheit habe, das Geschriebene irgendwie einem Publikum vorstellen zu können. Dann will ich das möglichst in einem Zug hinter mich gebracht haben. Später verbessere und verändere ich dann das eine oder andere Detail nach und nach. (So schrieb ich an meinem Roman seit circa 30 Jahren immer wieder.)

M. Sammet: Viele sagen, als Autor/in sollte man eigene Texte selbst vorlesen. Stimmst Du dem zu, wenn ja warum?

C. Hirsch: Ich stimme dem nicht zu. Vorlesen ist eine Kunst wie Schauspielen, und ich möchte nicht jeden Autor unbedingt auf der Bühne sehen. Nun habe ich mit der Interpretation von Texten beruflich viel zu tun gehabt, gebe Sprechunterricht und bin als Regisseur tätig. Lieber wäre es mir jedoch, wenn ein professioneller und besserer Sprecher meine Texte erarbeitete, so wie ich meine Theaterstücke ja auch von Schauspielern vorführen lasse und nicht jede Rolle selber zum Besten gebe. (Ich muss gestehen, dass ich selbst fast nie zu Lesungen gehe, weil mich das oft stümperhafte Vorlesen der Autoren abschreckt.)

M. Sammet: Wirst Du weitere Lesungen veranstalten?

C. Hirsch: Ich selber veranstalte keine Lesungen; da brauche ich Leute wie Dich.

Mit mir werden in diesem Jahr aber noch etliche Lesungen stattfinden. Die nächste auf der Leipziger Buchmesse im März.

M. Sammet: Verrätst Du uns am Ende unseres Interviews an welchem Projekt Du gerade schreibst?

C. Hirsch: Ich schreibe gerade an einem Monolog für die Theaterbühne, der den Beginn eines Theaterstücks von Beckett variiert, indem bei ähnlicher Situation auf der Szene andere Dinge gesprochen werden. Kann man sich im Mai anlässlich einer Ausstellung einiger meiner Werke in München gerne anhören.

 

(Anmerkung: Das Interview mit Cornelius hatte ich mit ihm vorbereitet, um ihn nicht mit Fragen zu überraschen. Wie es live nun mal ist, ist der Wortlaut etwas anders gewesen, jedoch die Aussage blieb gleich.)

Im Anschluß an das Interview, das sehr gut beim Publikum ankam, trug Cornelius Hirsch aus seinem Roman "der die Fremde kennt" vor. Wortgewaltig demonstrierte er, was unter experimenteller Textkunst zu verstehen ist. Für mich selbst ist der Begriff des Wortspiels neu definiert.

Nach der Lesung stellte sich Cornelius Hirsch noch den Fragen der Gäste, die gern und ebenso wortgewandt beantwortete.